Minderheitenschutz sieht anders aus

28.05.2021
Persönliche Meinung

Blogbeitrag von Mathis Hansen, stellvertretender Vorsitzender der JU Neumünster, zur Forderung der Grünen Jugend Segeberg Negernbötel umzubenennen.

Wieder einmal machen die Grünen mit dem Wunsch nach Verboten von sich reden. Diesmal kommt der Appell von der Grünen Jugend im Kreis Segeberg. Am 19. Mai posteten diese auf Instagram ein SharePic mit dem Text „N***rnbötel umbenennen! Konsequent gegen Rassismus." Dies blieb zunächst erst einmal unbeachtet, doch heute titelte die Bildzeitung: „Grüne wollen Dorf umbenennen“ und brachten damit überregionale Aufmerksamkeit auf den Beitrag der Grünen Jugend.
Sie argumentieren, dass der Ortsname Negernbötel „das sehr verletzende und rassistische N-Wort“ enthalte, obwohl sie sogar selbst darauf hinweisen, dass der Name aus dem Niederdeutschen kommt. Dies scheint ihnen allerdings weitestgehend egal zu sein, da die plattdeutsche Sprache heutzutage nicht mehr weit verbreitet sei.
Tatsache ist, dass sich der Ortsname aus den beiden niederdeutschen Wörtern neger und Bötel zusammensetzt, wobei das erste Wort die gesteigerte Form des Wortes neeg ist, welches „nahe“ bedeutet, während Bötel ein Wort für eine Siedlung ist. Insofern heißt Negernbötel schlichtweg „nähere Siedlung“ und bildet somit ein Paar mit Fehrenbötel, der „ferneren Siedlung“.
Was die Grüne Jugend in ihrem Beitrag allerdings außen vor lässt, möglicherweise weil niemand von ihnen selbst Plattdeutsch spricht, ist, dass das niederdeutsche Wort neger deutlich anders ausgesprochen wird als das „N-Wort“, welches die Grüne Jugend meint. In Wirklichkeit wird das lange <e> in neger im Gegensatz zum anderen Wort meist zweilautig ausgesprochen, nämlich wie der Vokal im englischen Wort day.

Daher möchte ich nun einen anderen Vorschlag unterbreiten:

Statt den Ortsnamen zu ändern, schlage ich daher vor, die korrekte Aussprache von „Negernbötel“ den Ortsschildern hinzuzufügen, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen. Es gibt bereits viele zweisprachige Ortsschilder in Schleswig-Holstein, wo bisher der plattdeutsche Name unter dem hochdeutschen steht; etwa „Eckernföör“ in Eckernförde oder „Niestadt in Holsteen“ bei Neustadt.
In diesem Fall müsste das ganze natürlich ein wenig anders gestaltet werden, da in beiden Sprachen der Name „Negernbötel“ gleich ist. So erachte ich es als die beste Lösung, in der Schreibweise des Internationalen Phonetischen Alphabets etwa [nɛɪgɐn'bøʏtl̩ ] zu ergänzen. Zur Klärung, wie dies genau aussehen soll, empfehle ich aber eine Institution, die sich haupt- oder ehrenamtlich mit der niederdeutschen Sprache in der Region beschäftigt, zurate zu ziehen.

Niederdeutsch sichtbar erhalten!

Das Land Schleswig-Holstein hat sich zum Schutz der niederdeutschen Sprache entsprechend der „Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ verpflichtet. Gerade in Ortsnamen bleibt die plattdeutsche Sprache lebendig und für jeden sichtbar. Einen niederdeutschen Ortsnamen zu ersetzen, im schlimmsten Fall durch einen hochdeutschen, bedeutet ein Stück weit die Kultur und Geschichte der Region auszuradieren.
Bei allem Verständnis für den Kampf gegen Rassismus: Man schützt Minderheiten nicht dadurch, indem man eine ohnehin schon bedrohte Regionalsprache aus den Augen der Öffentlichkeit verbannt!