
Laut Zeitungsberichten der letzten Tage hat die CDU Schleswig-Holstein ein großes Problem. Es gibt zu wenige Frauen. Nicht nur unter den Mitgliedern fehlen sie, sondern insbesondere fehlen Frauen mit Verantwortung in Mandatsträgerpositionen. Dazu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht.
Vorweg, ich bin eine Frau und ja, ich übernehme auch politische Verantwortung. Dass es in der Politik verglichen mit anderen Berufsfeldern einen geringen Frauenanteil gibt, ist allseits bekannt. Dennoch scheint das Problem in der Nord-CDU besonders groß. Nicht dass diese Erkenntnis neu sei, führt sie auch immer wieder zu den gleichen Diskussionen, die das Problem erkennbar noch nicht geändert haben.
Einige Menschen, vor allem Frauen, ironischerweise auch solche mit Mandat, nehmen diese Erkenntnis zum Anlass, die gute alte Frauenquote wieder einmal auf den Tisch zu bringen. Die Forderung habe ich ironischerweise noch von keiner Frau wahrgenommen, die einfach nur Parteimitglied und damit auch zufrieden ist. Wenn wir das nicht alleine schaffen und keine geeigneten Frauen finden, dann müssen diese sich halt mit Zwang finden lassen. Wobei man dann trefflich über den Aspekt der Eignung diskutieren kann.
Aber was soll diese Diskussion? Ich als Frau finde sie schlichtweg peinlich.Ich habe gelernt, dass ich unabhängig vom Geschlecht oder der Haarfarbe oder sonst irgendwelchen körperlichen Merkmalen, mir eine Meinung bilden kann. Ich kann das machen. Ich muss es aber nicht. Und wenn ich mir dann eine gebildet habe, kann ich sie sagen. Und wenn mich niemand hört, dann sage ich sie halt lauter. Oder eben immer wieder. Bis ich irgendwann gehört werde.
Aber gilt das nicht für jeden? Scheinbar nicht. Denn wenn ich den Befürwortern der Frauenquote folge, ist das als Frau nicht notwendig. Dann werde ich eben gehört, weil ich eine Frau bin. Ich habe auch mit anderen Frauen gesprochen, die sich politisch engagieren. Da gibt es eben die einen, die gerne sachlich diskutieren, sich mit dem politischen Gegner auseinandersetzen und dies nach Möglichkeit auf gleicher Augenhöhe tun. Und es gibt die, die einer solchen Diskussion ausweichen und auf die Frage, wie sie den politischen Gegner angreifen können, antworten: „Naja, ich bin halt eine Frau.“ Ich frage mich dann, was sich der Wähler denkt, wenn er ebendiese Antwort am Wahlkampfstand bekommt. Vertrauensvoll und verantwortungsbewusst ist für mich etwas anderes. Dann wähle ich doch lieber den- oder diejenige, die mit Argumenten und Engagement überzeugt und nicht die mit den längsten Fingernägeln.
Ich empfinde eine solche Antwort selbst als einen Schlag ins Gesicht und frage mich, warum ich mir überhaupt so viel Mühe gebe, wenn es doch so einfach zu sein scheint. Ich glaube, das Problem, warum es in der Politik und insbesondere in der CDU Schleswig-Holstein wenige Frauen gibt, ist ein ganz anderes. Wir müssen inhaltlich attraktiver für Frauen werden. Und politische Arbeit muss sich mit der Familie vereinbaren lassen. Denn wir haben Frauen und wir haben auch sehr gute Frauen. Aber jede einzelne hat auch ihren Grund, warum sie kein politisches Mandat anstrebt. Die Politik selbst hat ein Imageproblem. Sie kann nicht von allen Unternehmen Familienfreundlichkeit einfordern und ihr selbst den Rücken zudrehen.
Ein Grund mehr, Kristina Schröders Entscheidung, sich aus der ersten Reihe zurückzuziehen, anzuerkennen. Denn eine Frau, die scheinbar ihre Familie hinter die Politik stellt, möchte auch niemand unterstützen. Ich gebe zu, ich habe auch kein Patentrezept, um Frauen für die Politik zu gewinnen. Sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben und Verantwortlichkeiten zu verlagern, ist aber der falsche Weg. Jeder kleine Erfolg muss anerkannt werden. Und dazu gehört es auch, dass sich nach etlichen Jahren immerhin wieder junge Menschen um einen Wahlkreis bemühen.
In der Jungen Union war und ist das Geschlecht nie ein Thema gewesen. Und das ist auch gut so. Bei uns hat jede und jeder, der kandidiert oder eben nicht, seinen persönlichen Grund. Und den gilt es zu respektieren und auch zu akzeptieren. Aber wenn wir schon einmal dabei sind, warum machen es sich dann nicht auch die anderen Vereinigungen zum Ziel, Mitglieder für ein Mandat zu gewinnen. Dann wären die Zuständigkeiten klar…
Empfehlen Sie uns!