DEMUT

24.12.2014
Persönliche Meinung

von Alexander Schröter (Kreisverband Stormarn)

Wenn man fragt, was Weihnachten ausmacht, bekommt man die verschiedensten Antworten. Manchmal kommt in den Antworten die Familie vor. Man denkt an Geschenke, den Weihnachtsbaum und Kinder, sicherlich auch an den Weihnachtsmann. Was man aber weniger mit Weihnachten verbindet, ist Demut. Und trotzdem wird an Weihnachten auch der Demut Gottes, ja sogar der Selbstdemütigung Gottes, gedacht.

Zum Alltag vieler Gläubiger gehört die Erkenntnis, dass Gott sich unserem Denken entzieht. Sein Tun und Wirken bleiben unerklärbar und unbegreiflich. Dieser Gott ist leicht sehr weit weg von uns.

Zu Weihnachten erinnern sich die Christen daran, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Gott kommt uns näher. Er wird für uns ein Stück weit begreifbar, für die damaligen Menschen sogar direkt anfassbar. „Das Wort ist Fleisch geworden.“, schreibt dazu der Evangelist Johannes.

Gleichzeitig bedeutet diese Fleischwerdung Gottes aber auch Schwäche, Begrenztheit und letztlich Sterblichkeit. Der allmächtige Gott kommt nicht in Gewalt und Macht. Er dreht die Verhältnisse um. Statt mächtig und pompös kommt er schutzlos, arm – wenn man an die Krippe bzw. den Futtertrog denkt in dem Jesus gebettet wird – und als Kind einfacher Leute. Damit macht er sich gleich zweifach klein. Als Mensch, mit all seinen Grenzen, und als Status- und Machtloser unter den Menschen. Gott demütigt sich und macht damit alles anders. Es zählen nicht mehr Macht, Reichtum und Stärke, sondern Schwäche, Ausgesetztheit und Ohnmacht.

Zu Weihnachten werden wir dazu eingeladen, demütiger zu werden. Wobei mit Demut weniger Selbsterniedrigung gemeint ist. Es geht vielmehr darum, „dien-mutiger“, also mutiger zum Dienen zu werden. Weniger auf die eigenen Wünsche und Erwartungen zu schauen, sondern unser Herz für unsere Mitmenschen zu öffnen und uns wieder neu auf die Suche nach Gott zu machen. Diese Selbstlosigkeit macht den Zauber von Weihnachten aus. Es lässt uns ein Stückweit erahnen, zu welcher Fülle wir und die ganze Welt gerufen und fähig sind.